Prägung – Bindung – Erziehung

b-wurf020.JPG3er-bande.JPG4-landseer.JPGFortsetzung…….

Natürliche Ordnung

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich früher oder später  jeder Halter eines starken Landseers mit dem Thema „Erziehung“ auseinander setzten wird. Gerade in unserer – dem besten Freund des Menschen abgeneigten  – Gesellschaft tragen wir, mit unseren großen Hunden, eine besondere Verantwortung: Wir prägen das Bild des Landseers in der Öffentlichkeit.

 

Ein Landseer, der andere Hunde anpöbelt – oder seinen Halter als Fähnlein hinterher schleift – gibt kein hübsches Bild ab. Eine positive Grundeinstellung zu unseren „Riesen“ schon mal gar nicht. Wie erreicht man aber nun, dass uns die Dicken wohlerzogen begleiten ?

 

Dem Zeitgeist der Moden entsprechend tauchen nun hier und dort gewisse Methoden auf.  Man hört, dass diese oder jene Methode schnellen Erfolg und durchschlagende Resultate versprechen. Grob polarisiert gibt zwei große Kategorien:  die eine schwört auf den „Clicker“ die andere auf den „Alphawurf“.

Als ob das so einfach wäre.

 

Im überwiegenden Teil einer Mensch/Hundbeziehung wird viel zu spät damit begonnen einem Junghund klare, d.h. hundeverständliche, Regeln zu vermitteln: in Ermangelung dieser Ordnung sucht sich der Hund seine eigenen. Nicht immer zur Erbauung seiner Menschen.

Wenn diese dann das Stadium der Freudlosigkeit erreichen, wird nach einer Problemlösung gesucht. Nach einer die ohne Aufwand raschen Erfolg bringen soll.

 

Wie gerufen erscheinen die Parolen der „Clickeraner“ : Lernen durch positive Bestärkung.

Die Tatsache, dass Vieles sich mit Belohnung leichter lernt ist an sich kein schlechter Ansatz. Jedenfalls eindeutig besser als der immer noch allgegenwärtige Unterwerfungswahn.

Eine Erziehungsmethode ist das „Clickern“ allerdings nicht ! Der soziale Effekt des „Clicker“ beschränkt sich auf die Tatsache dass Mensch sich überhaupt mit seinem Hund beschäftigt. Und das ist für viele schon eine echte Revolution. Die Praxis des „Clicker“ baut zudem vielfach auf der Vorstellung, ein Verhalten „shapen“, also in Scheibchen, kleiner Einzelverhalten einteilen zu können. Ein Wunsch, dem das reale Leben oft nicht gerecht wird.

 

Das andere Extrem basiert vordergründig auf lupomorphen Rangordnungs- und Dominanzmodellen und den kläglichen Versuchen des Menschen sich hündisch zu verhalten.

Doch wie leicht irrt sich Mensch, wenn er annimmt, Hund mache keinen Unterschied zwischen Menschen und Artgenossen. Dabei ist doch gerade der Hund erklärter Weltmeister im Differenzieren und jedes Generalisieren fällt ihm schwer. Warum würde gerade er uns Menschen zu Wölfen machen ?  Anstatt klare Regeln zu schaffen und diese konsequent durchzusetzen werden den Hunden unhaltbare Rangordnungskonflikte angedichtet.

 

Wie aber kommen wir nun zu unserem braven und sozialverträglichen Landseer ?

 

Früh – ganz früh – lernen Welpen schon eine Reihe von Regeln zu beachten. Ihre Mutter, andere Hundemitglieder und der Züchter vermitteln den Welpen Vertrauen und Respekt, aber auch Grenzen und Einschränkungen, für deren Überschreitung sie zurechtgewiesen werden. Auf dieser Grundlage lernen Welpen die Regeln ihrer Umwelt zu akzeptieren und zu respektieren. Daran muss ein „neuer“ Landseerhalter weiterarbeiten. Es nützt halt wenig bis nichts nur darauf zu vertrauen, dass „Welpi“ spontan das geeignete Verhalten produziert und es dann ausreichen würde, dieses zu belohnen. Und genauso sinnlos ist auch die Vorstellung, durch magische Unterwerfungsrituale, Vertrauen und Sozialverträglichkeit zu bilden.

 

Es gibt kein allgemein gültiges Patentrezept zur Erziehung eines Hundes. Zu individuell ist  auch der menschliche Charakter in Bezug auf seinen tierischen Freund, als dass es eine einzige, glückselig machende, Methode gäbe. Viel wichtiger ist daher, dass Mensch sich seiner eigenen Vorstellungen vom Hund bewusst wird, sowie der Fehler, die er macht, beim Versuch diese Vorstellung in die Wirklichkeit umzusetzen. Und dafür gibt es nicht „eine“ Methode.

 

Clicker oder Alphawurf – wenn es nur so einfach wäre.

Ein Pfund Glück

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Ein Pfund Glück

… da liegt es – ein gutes Pfund Glück – ein neugeborener Landseerwelpe. Noch nass vom Fruchtwasser und noch verbunden durch die Nabelschnur mit seiner Plazenta. Es nimmt den ersten Atemzug – Gott sei Dank – es lebt………

 

 

 

Wie konnte es dazu kommen – ja, eben, wie nur ?

 

Ach, ich erinnere mich:

 

beim Sonntagsfrühstück……….:

 

Ich: Du ?

Er: Ja – was ist denn ?

Ich: Es wäre doch schön – mal wieder Welpen………

Er: Denk an den Aufwand – zum Decken fahren, mehrmals –  das wochenlange Warten – die Geburt – nächtelang keinen Schlaf – unerquickliche Telefonate und Besucher an jedem Wochenende – Saubermachen, füttern, Spielen – die Babies in ihr neues Zuhause bringen ……. und und und

Ich: Du übertreibst – maßlos – Du liebst mich nicht mehr…….

Er: also gut, wie Du willst……                      

Na, das ist doch ein Wort.

Jetzt brauche ich ja „nur“ noch:

einen passenden Deckrüden – eine Deckgenehmigung – und eine läufige Hündin…….

Tja, welcher hübscher Kerl käme denn in Frage – Ahnentafeln vergleichen – Ahnenverlust berechnen…. Viel bleibt von der Deckpartnerliste nicht übrig… klammert man mal die zehnjährigen Rüden aus……

Der erste Anruf bei einer Deckrüdenbesitzerin ist schon ein Treffer ins „Schwarze“.

Obwohl ich mich bei der letzten Ausstellung, brav und ordentlich, vorgestellt habe, leidet die Dame an temporärer Amnesie…. und überhaupt… man ziehe gerade um und hätte soviel um die Ohren……und ein Züchter hätte sich auch für morgen zu Decken angemeldet…….

„Ach was“ ist meine schlagfertige Antwort und betrachte ungläubig mein Telefon..

Ich muss mir das unbedingt merken – falls mal wieder ein Züchter mit seiner läufigen Hündin unangemeldet vor der Haustüre steht und mich aus der Dusche holt, weil es beim „Anderen“ nicht klappte und noch fragt „ Ich komm doch nicht ungelegen ?“.

 

Alla gut – Gott sei Dank – es gibt auch noch andere, schöne Rüden mit sehr netten Besitzern. Ich finde einen – der sich sogar richtig auf uns freut.

 

Mittlerweile sind die drei Hürden genommen: Rüde, Genehmigung und (hurra) die Hündin ist läufig…….. Also, ab zum Tierarzt und einen Abstrich machen, ob die Hündin auch frei von Keimen ist und Progesteron bestimmen lassen. Alles bestens, es kann losgehen.

 

Der Deckakt klappt und wir warten die nächsten 28 Tage auf den Ultraschall, der uns die ersehnte Trächtigkeit bestätigt. In den folgenden Wochen wird die Hündin merklich ruhiger und verfressener. Mal kötzelt sie ihr Frühstück wieder vor, mal klaut sie sich ein Leberwurstbrot. Sie darf das – eine trächtige Hündin hat bei uns Narrenfreiheit.

   

Als die Welpenkiste eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin steht, werde ich auch ruhiger. Die Hündin möchte jetzt auch ungern alleine bleiben. Dem Bedürfnis der Hündin nach Nähe Rechnung tragend wird der Tagesablauf jetzt straff organisiert. Einer von uns ist immer in der Nähe des Muttertieres. Das geht natürlich nur zu Zweit. Die Geburt lässt noch auf sich warten.

 

Dann, am 61. Tag der Trächtigkeit, wird die Hündin merklich unruhiger. Sie geht häufig in den Garten um sich zu lösen, das Hecheln nimmt zu. Untrügliche Anzeichen der bevorstehenden Geburt. Das „Lager“ in der Welpenkiste wird zerwühlt und wieder in den Garten spaziert und wieder zurück – immer einer hinterher. Gegen Abend sehen wir die erste Presswehe – die Uhrzeit muss notiert werden. Sollte nach mehrmaligem Pressen in den nächsten zwei Stunden kein Welpe geboren werden, müssen wir in die Tierklinik fahren.

 

Es sind anstrengende Stunden für die Hündin, aber mit einem hochkonzentrierten Ausdruck presst sie nun den ersten Welpen an Licht der Welt.

 

Sofort reißt die Hündin die Fruchthülle über der Nase ab und schleckt den Welpen frei von Schleim und Fruchtwasser. Das Schlecken regt außerdem noch den Kreislauf an und endlich ertönt der erste Quieckser. Beim Abnabeln helfen wir lieber. Die Hündin ist dankbar, weil sie sich auf das Pressen für den nächsten Welpen konzentriert.

 

Die Geburt dauert die ganze Nacht. Gegen sechs Uhr morgens wird die Hündin ruhiger und trinkt etwas von der angebotenen Hühnerbrühe um sich gleich wieder ihren Welpen zu widmen. Mit einem Seufzer sinkt sie in einen leichten Schlaf. Wir würden auch gerne eine Runde schlafen, wechseln uns aber trotzdem ab. Das Schmatzgeräusch der Welpen hat etwas beruhigendes und einschläferndes……….

 

Die Zeit in der die Hündin zur Nachuntersuchung in die Tierklinik gefahren wird, nutze ich um alles frisch zu machen, die Welpen zu wiegen und einzutragen. Alle sind gesund und munter und brüllen nach der Mama., die bald wohlbehalten und medizinisch versorgt wieder eintrifft. Sie ist selig, dass sie wieder bei ihren Welpen ist und sinkt in tiefen Schlaf – ich bin zum Umfallen müde, trotzdem können wir uns an dem friedlichen Bild der Hündin mit ihren Welpen nicht satt sehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und der dritten Kanne Kaffe fällt auch bei uns die Anspannung langsam ab – und ich darf als Erste drei Stunden schlafen – herrlich…………

 

So kam es zu dem „ ganzen Pfund Glück“